Noch zehn Tage sind es bis zum Zweitliga-Beginn, der FC Schalke 04 zeigte sich im Generalpröbchen gegen den niederländischen Erstligisten FC Twente Enschede gut präpariert.
Obwohl sich beide Teams einige Torchancen erarbeiteten, endete das Spiel 0:0 - die Aussagekraft, wie Schalkes Startelf zum Saisonstart gegen Braunschweig (3. August) aussehen wird, blieb nach dem Test aber gering.
Denn zur Überraschung der Schalke-Fans hatte Geraerts weder auf die Wunsch-Taktik noch auf alle elf Spieler, die in der Vorbereitung bisher den besten Eindruck hinterlassen hatten, gesetzt. Von der aktuellen Top-Elf standen nur Derry John Murkin, Janik Bachmann, Paul Seguin, Kenan Karaman und Moussa Sylla auf dem Platz.
Der gesetzte Tomas Kalas fehlte beispielsweise wegen einer Belastungssteuerung und saß ruhig auf der Tribüne. Und nachdem Geraerts bisher in allen Tests und in fast allen Trainingseinheiten das 3-5-2-System einstudieren ließ, sortierte er sein Team gegen Twente im 4-2-3-1-System, Stürmer Sylla war plötzlich Rechtsaußen.
Doch die 1B-Elf legte mit der Alternativtaktik eine ordentliche Anfangs-Viertelstunde auf den im Schatten des Marler Chemieparks gelegenen Rasenplatz. Die Schalker zeigten sich kombinationsfreudig, spielten flach, kamen häufig in die Nähe des gegnerischen Strafraums. In die meisten Kombinationen wurde einer eingebunden, der immer noch auf der Abschussliste steht:
Tobias Mohr war auf der linken Seite an vielen gefährlichen Szenen beteiligt. Zu einem Tor führte aber weder Mohr-Querpässe, die Sylla (3.) und Bachmann (27.) verpassten, noch ein Torschuss (3.). Die beste Schalker Chance hatte Murkin, der knapp drüberschoss (29.). Die Innenverteidigung, die die jungen Zugänge Martin Wasinski und Felipe Sanchez bildeten, harmonierte erstaunlich gut. Beide haben sich zu Geheimtipps für das erste Spiel entwickelt.
Der FC Twente, der als Dritter der Eredivisie an der Champions-League-Qualifikation teilnimmt und dort in der dritten Runde auf RB Salzburg trifft, wirkte so müde, als hätten alle aufgestellten Spieler die 94 Kilometer von Enschede nach Marl vorher zu Fuß zurückgelegt. Und doch hatte Twente in der ersten Halbzeit die beste Chance. Sem Steijn traf mit einem Schlenzer in der 20. Minute die Latte des Schalker Tores. Zur Pause stand es 0:0, die 3000 Zuschauer fühlten sich gut unterhalten; sie applaudierten.
In der Pause nahm Geraerts die wichtigsten Spieler vom Platz - es ging zum Beispiel ohne Karaman, Seguin, Murkin und Bachmann weiter. Es war nun nicht einmal mehr ein Generalpröbchen, sondern ein Test fast ohne Wert. Mohr spielte plötzlich auf der Zehn - zum ersten Mal in seiner Schalker Zeit. Und zwei weitere Aussortierte - Henning Matriciani und Sebastian Polter - rückten ins Team.
Matriciani war an den ersten beiden Chancen der zweiten Hälfte beteiligt. Nach einem verunglückten Rückpass lief Twente-Stürmer Ricky van Wolfswinkel allein aufs Schalker Tor zu, schoss aber ans Außennetz (51.). Nur zwei Minuten später tauchte Matriciani in der Offensive auf. Auf der linken Seite setzte er sich durch und spielte im Strafraumzentrum Sebastian Polter an.
Der drehte sich um seinen Gegenspieler und schoss vorbei. Polter hatte in der 70. Minute noch ein zweites Mal den Siegtreffer auf dem Fuß, schob den Ball aber freistehend in Unnerstalls Arme - da raunten die Fans und ahnten, dass es an diesem sonnigen Juli-Abend nichts mehr mit einem Tor werden würde.
Ob Geraerts sein Team in den kommenden zehn Tagen zu einem weiteren Test bittet, blieb in Marl offen.